Infodumping in Romanen erkennen und vermeiden

Infodumping ist ein Begriff, der in der Literaturkritik häufig verwendet wird und sich auf eine plötzliche, oft übermäßige Menge an Informationen bezieht, die in einem Roman präsentiert wird. Diese Informationsflut kann den Lesefluss stören, die Spannung reduzieren und deine Leser*innen überfordern. In diesem Artikel erkläre ich dir, was Infodumping ist, warum es problematisch ist und wie du es geschickt vermeidest.

Was genau ist eigentlich Infodumping?

Infodumping bezeichnet das plötzliche, unnatürliche Einfügen großer Mengen an Hintergrundinformationen, die den Lesefluss unterbrechen und oft in einem langweiligen oder unnatürlichen Stil präsentiert werden. Das kann durch lange Erzählpassagen, Dialoge oder innere Monologe geschehen, die dem Leser zu viele Informationen auf einmal liefern, anstatt sie organisch in die Handlung einzuflechten.

Beispiel für Infodumping

„Der Orden der Silberklinge wurde vor tausend Jahren gegründet, als der erste Großmeister, Arion der Weise, die Kunst des Schattentanzes entdeckte. Diese geheime Kampftechnik wurde über Generationen hinweg weitergegeben, und nur die besten Krieger des Königreichs durften sie erlernen. Es gab zehn verschiedene Stufen der Meisterschaft, jede mit eigenen Ritualen und Prüfungen, die ein Jahr andauerten …“

Hast du bereits abgeschaltet? Nur allzu verständlich! Hier wird die Geschichte der Silberklinge einfach als Block präsentiert, ohne dass sie mit der Handlung verknüpft ist. Der Leser wird mit Informationen überhäuft, ohne einen emotionalen oder narrativen Anknüpfungspunkt.

Warum ist Infodumping problematisch?

  • Unterbricht den Lesefluss – Der Leser wird aus der eigentlichen Handlung herausgerissen.
  • Langweilt den Leser – Ohne eine direkte Verbindung zur Geschichte fühlt sich das Lesen wie eine trockene Geschichtsstunde an.
  • Wirkt unnatürlich – Charaktere reden oft untypisch oder erzählen Dinge, die sie bereits wissen, nur damit der Leser informiert wird.
  • Hindert die Immersion – Anstatt die Welt durch Erleben zu entdecken, bekommt der Leser alles auf dem Silbertablett serviert.

Wie vermeidest du Infodumping?

Informationen durch Handlung zeigen (Show, don’t tell)

Statt dem Leser eine lange Erklärung zu präsentieren, solltest duInformationen durch das Verhalten der Charaktere oder durch ihre Umgebung vermitteln.

Beispiel: Anstelle einer langen Erklärung über die Kampftechnik des Ordens könntest du eine Szene schreiben, in der ein junger Rekrut eine Prüfung durchläuft:

„Kai kniff die Augen zusammen, als sein Meister die Bewegung demonstrierte. Der Tritt war schnell – zu schnell, um mit bloßem Auge zu folgen. Die dritte Stufe des Schattentanzes, dachter er. Das werde ich nie schaffen.“

Hier erfährt der Leser auf natürliche Weise, dass es verschiedene Stufen gibt, ohne dass die Information trocken präsentiert wird.

Informationen in den Dialog einbauen, aber subtil

Dialoge können eine gute Möglichkeit sein, Informationen zu vermitteln – aber nur, wenn sie realistisch wirken und nicht zu offensichtlichen Expositionsbomben werden.

Schlechtes Beispiel für Infodumping im Dialog:

„Wie du weißt, Bruder, wurde unser Königreich vor 300 Jahren von den Nordmännern gegründet, die einst über das große Meer segelten.“

Klingt unnatürlich? Ist es auch! Kein Mensch spricht so, wenn beide Gesprächspartner die Information bereits kennen.

Gutes Beispiel:

„Hast du jemals überlegt, was unsere Vorfahren durchmachen mussten, als sie über das Meer kamen?“, fragte Lena und zog ihren Mantel enger. „Ich glaube nicht, dass ich diese Kälte ertragen könnte.“

Hier wird die Information organisch in den Dialog eingebaut, während sie gleichzeitig die Atmosphäre verstärkt.

Information durch Umgebung und Details einfließen lassen

Leser können eine Menge aus der Welt lernen, wenn sie auf Details achten, die du geschickt in die Geschichte einfügst.

Beispiel: Statt zu erklären, dass eine Stadt einst von Krieg zerstört wurde, könntest du Folgendes schreiben:

„Rußflecken zogen sich über die Fassaden der alten Gebäude, Risse in den Straßen sprachen von einem einst tobenden Kampf. An einer Hauswand hing ein zerfetztes Banner mit dem Emblem der gefallenen Dynastie.“

Ohne direkte Erklärung versteht der Leser, dass es hier in der Vergangenheit einen Krieg gegeben haben muss.

Infodumping auf mehrere Szenen verteilen

Wenn eine größere Menge an Hintergrundwissen nötig ist, solltest du sie über mehrere Szenen hinweg einflechten, anstatt alles auf einmal zu präsentieren.

Beispiel: Statt eine lange Geschichte über eine magische Prophezeiung auf einmal zu erzählen, kannst du Hinweise in verschiedenen Szenen streuen:

  • Eine alte Frau murmelt in einer Marktszene eine Prophezeiung.
  • Ein Buch, das der Held findet, erwähnt eine ähnliche Vorhersage.
  • Ein Feind erwähnt kryptisch, dass sich „das Rad des Schicksals bald drehen wird“.

So entsteht Spannung, und der Leser entdeckt die Informationen nach und nach.

Perspektiven nutzen

Statt einen neutralen Erzähler alles erklären zu lassen, kannst du Informationen durch die Augen der Charaktere vermitteln. Besonders effektiv ist es, wenn dein Protagonist selbst neu in der Welt ist und zusammen mit dem Leser lernt.

Beispiel: Ein junger Magier-Lehrling betritt zum ersten Mal eine Akademie:

„Ethan hielt den Atem an. Die Hallen waren gesäumt von schwebenden Kristallen, die flüsterten. Er wusste, dass sie Aufzeichnungen uralter Zauber enthielten, aber zu hören, wie sie wisperten, bescherte ihm eine Gänsehaut.“

Hier erfährt der Leser wichtige Informationen über die Magie, die in der Welt vorherrscht, ohne eine trockene Erklärung.